Das Geschäft mit den grossen Gefühlen

Erbschleicher, Romantic Skammer und Beziehungsbetrüger haben ein ähnliches Opferprofil. Mit ihrer Hilfe und Zuwendung erfüllen sie gezielt die Wünsche der Betroffenen nach Nähe, Bezogenheit und den grossen Gefühlen.

Der begnadete Hochstapler und Verführer Helg Sgarbi erpresste die BMW-Erbin Susanne Klatten. Sie liess ihn auffliegen und brachte ihn vor Gericht.

Klatten-Erpresser Helg Sgarbi hat vielleicht neues Opfer

Er scheint nach seinem sechsjährigen Gefängnisaufenthalt seinem Businessmodell mit den Gefühlen treu zu bleiben.

Alexandra Haack, das Gesicht von Chanel aus den 60er-Jahren, lernt 2017 in einer Gstaader Bäckerei den verurteilten Hochstapler kennen. Er spricht sie auf ihren «geliebten» Hund Gioa an und sie verabreden sich auf einen Kaffee. Sie weiss nicht, wer sich hinter der charmanten «Zufallsbekanntschaft» verbirgt.

Die alte Dame ist entzückt von dem «reizenden und zauberhaften» Mann, wie sie ihrer Umgebung erzählt. Sie realisiert nicht, dass sie Teil seines rentablen «Geschäftsmodelles» werden wird.

Mit ihrer neuen «Liebe» isoliert sie sich immer mehr von ihrem Freundeskreis. Den Freundinnen fällt auf, dass sie ihren geerbten Besitz nach und nach verkauft. Sie gibt sogar ihren geliebten Hund ab und zieht in ein Seniorenheim, weitab von ihren Freunden und Verwandten.
Nach ihrem Tode zeigt sich, dass Alexandra Haack testamentarisch den verurteilten Hochstapler Sgarbi als Alleinerbe eingesetzt hat.
(Spiegel Panorama vom 15. Mai 2020)

Reich, wohlhabend und emotional bedürftig ist oft die Grundlage für Betrug: Der Betrüger baut überlegt Nähe und Vertrauen auf und isoliert gezielt den «kritischen» Freundeskreis und die Familie. Nutzenorientiert beeinflusst der neue «Vertraute» materielle Lebens- und Nachlasspläne.

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